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Lizenz zum Töten – Der Kampf gegen die Sünde

Die Odyssee von Homer gehört zu den bedeutendsten Schriften der Antike. In diesem Kunstwerk antiker Literatur wird die spannende und abenteuerreiche Reise des König Odysseus von Ithaka erzählt. Nachdem er durch seine List des berühmten „Trojanischen Pferdes“ den Griechen zum Sieg über die Stadt Troja verholfen hatte und dieser Krieg zu Ende kam, machte er sich auf die Heimreise, welche viele Jahre dauern sollte. Er musste zahlreiche Gefahren überstehen und kam oft nur knapp mit dem Leben davon. Eines dieser Ereignisse fand statt, als sie durch besonders trügerische Gewässer fuhren und mit ihrem Schiff an dem Ort vorbeimussten, an dem es Sirenen gab. Sirenen haben die Macht durch betörenden Gesang die sexuelle Lust der Männer zum Sieden zu bringen, sodass niemand mehr klar denken kann. Wer erst einmal diese Laute vernommen hat, kann dieser Versuchung nicht standhalten und rennt in die Falle, welche den Untergang und sicheren Tod zur Folge hat. Diese Sirenen sind nämliche keine wunderschönen und atemberaubenden Jungfrauen, sondern todbringende Killer, welche die Seefahrer auf die zerschellenden Klippen locken!

Pastor, Agent und Märtyrer Dietrich Bonhoeffer beschreibt den Moment der Versuchung eindrücklich. Er spiegelt wider, was sich in uns abspielt, wenn wir die Sirenen rufen hören und sich die Krallen der Versuchung mit aller Macht nach uns ausstrecken:

Mit unwiderstehlicher Gewalt ergreift die Begierde Herrschaft über das Fleisch. Ein verborgen schwelendes Feuer ist auf einmal angefacht. Das Fleisch brennt und steht in Flammen. Ob es die geschlechtliche Begierde nach Lust ist, ob es der Ehrgeiz, die Eitelkeit, ob es Rachgier, ob es Ruhmsucht und Machtliebe, ob es die Geldgier, ob es schließlich jene unbeschreibliche Lust an der Schönheit der Welt, der Naturüberhaupt ist, ist hier kein Unterschied. Die Freude in Gott ist im Erlöschen in uns und wir suchen alle Freude in der Kreatur. In dieser Stunde wird Gott uns ganz unwirklich. Er verliert alle Realität, und das allein Wirkliche ist die Lust an der Kreatur, die einzige Realität ist der Teufel. Nicht mit Hass gegen Gott erfüllt uns der Satan hier, sondern mit Gottvergessenheit. … Die entfachte Begierde hüllt Denken und Wollen des Menschen in tiefe Dunkelheit. Die Klarheit der Unterscheidung und der Entscheidung wird uns geraubt.“ – Dietrich Bonhoeffer

Was machst du, wenn du den betörenden Ruf der Sirenen hörst? Was ist deine Überlebensstrategie? Eins steht fest Männer: wir brauchen dringend einen Abwehrplan! Odysseus befahl den Seefahrern sich die Ohren zuzustopfen und lies sich selbst an einen Schiffsmast binden. Wir haben jedoch eine viel mächtigere Option und diese finden wir in der Bibel.

Die Verteidigungsstrategie

In diesem Artikel werden wir uns mit dem Kampf gegen die Sünde befassen. Als Quelle dieser Gedanken liegt das Buch „The Mortification of Sin“ des Puritaners John Owen (1616 -1683) zugrunde. Wir werden erfahren, wie die Sünde bekämpft und getötet wird und was wir daraus für unser Leben lernen können.

Owens Buch baut auf einem zentralen Bibelvers auf, welchen wir uns intensiv anschauen müssen. Lernt diesen Vers auswendig, er wird euch noch oft zur Hilfe kommen!

Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Leibes tötet, so werdet ihr leben.“ Römer 8,13

Die Konsequenz der Sünde ist der Tod. Das ist keine Möglichkeit, sondern eine zwingende Tatsache. Wenn du nach dem Fleisch lebst, d.h. in der Sünde lebst, dann wirst du sterben! Lass das sacken. In Sünde zu leben ist genauso, wie sich starker radioaktiver Strahlung auszusetzen – du wirst früher oder später sterben. Der Tod ist unausweichlich (Römer 6,23).

Unser Problem ist, dass wir gerne mit dem Feuer spielen, weil wir die hässliche Fratze der Sünde noch nicht erkannt haben. Es ist wie der Gesang der Sirenen, er klingt verlockend und schön, aber dahinter verbirgt sich nur Verderben. Du musst die Versuchung demaskieren und die wahre Fratze der Sünde erkennen. Die Zerstörungskraft, das Böse und die himmelschreiende Beleidigung, die dieser Ungehorsam gegen den lebendigen und heiligen Gott bedeutet.

Salomo beschreibt den Weg eines Mannes, der sich von einer fremden Frau zum Ehebruch verführen lässt: „Er folgt ihr alsbald nach, wie ein Stier zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Hirsch, der ins Netz rennt, bis ihm der Pfeil die Leber spaltet; wie ein Vogel zur Schlinge eilt und weiß nicht, dass es um sein Leben geht.“ (Sprüche 7, 22-23) Lass dich warnen, denn es geht um dein Leben! Mit der Sünde sollten wir nur auf eine Weise umgehen: wir müssen sie radikal vernichten, sonst vernichtet sie uns. John Owen schreibt: „Töte deine Sünde oder deine Sünde wird dich töten.“

 

007 – Lizenz zum Töten

„[…] Wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Leibes tötet, so werdet ihr leben.“

Im ersten Kapitel seines Buches, identifiziert John Owen in diesem Satz fünf wichtige Schlüsselelemente, die wir nun gemeinsam verinnerlichen werden.

I. Eine Pflicht ist zugewiesen: „Tötet die Taten des Leibes…“

Heiligung ist keine Option für einen Nachfolger Jesu Christi. Gott ist heilig und er gebietet uns ebenso heilig zu sein. Wer durch Christi Blut geheiligt wurde, der hat keinen Teil mehr an der Sünde und wird danach streben heilig zu leben. Im Zusammenhang damit sehen wir in der Bibel, dass ebenso der Kampf gegen die Sünde keine Option, sondern ein Befehl ist – es ist essenzieller Bestandteil der Heiligung. Ein Christ, der diesem Aufruf nicht folgt, lebt im Ungehorsam gegen Gottes Wort.

Worum geht es genau bei diesem Befehl? John Owen erklärt: Der Leib ist die Gesamtheit unserer verdorbenen Natur, die unseren physischen Körper einschließt, aber nicht auf ihn beschränkt ist. Die Taten des Leibes sind sowohl unsere äußeren sündigen Handlungen als auch unsere inneren bösen Begierden. Töten ist das Abtöten der innewohnenden Sünde, die in unserem sterblichen Körper verbleibt, so dass sie kein Leben und keine Macht mehr hat, die Taten des Körpers hervorzubringen.

Als der Engel die Geburt Jesu angekündigte, offenbarte er das Ziel des Kommens des Gottessohns, nämlich „um sein Volk von ihren Sünden zu erretten“ (Matthäus 1,21). Als Jesus am Kreuz siegte, da wurde die Sünde getötet. Ihre Fähigkeit, uns zu verdammen, wurde abgetötet, und unsere Sünde und alte Natur wurden ans Kreuz genagelt (Römer 6, 7.11).

Die legale Rechtsprechung vor Gott hat stattgefunden und der Mensch, der an Jesus glaubt, wird von seinen Sünden freigesprochen und steht nicht mehr unter diesem Fluch. Dennoch leben wir auf dieser Erde mit unserem Körper, in dem immer noch Sünde wohnt und die müssen wir kaltmachen.

II. Eine Person wird mit dieser Aufgabe betraut, nämlich DU: „Tötet (ihr/du) …“

Die Verantwortung dieser Aufgabe wird klar zugeteilt: DU BIST VERANTWORTLICH! Wir alle sind dazu beauftragt gegen die Sünde zu kämpfen. Dieses Werk ist alleine eine Aufgabe für Christen, wie das gesamte Kapitel (Römer 8) deutlich macht. Dieser Appell ist für diejenigen, die „nicht fleischlich, sondern geistlich sind“. Erst wer von Jesus lebendig gemacht wurde und somit nicht mehr tot in Sünden ist, kann diesen Job überhaupt erst übernehmen! Ohne neues Leben ist dieser Kampf aussichtslos. Owen schreibt, dass für diejenigen, die nicht an Christus glauben, der Versuch, diese Aufgabe auszuführen, ein Beispiel für den falschen Glauben ist, dass wir uns selbst retten könnten.

Gott vertraut dir diesen Kampf an. Wir werden sehen, dass er uns zuvor mit allem Notwendigen dafür ausgerüstet hat. Du kannst vor diesem Schlachtfeld nicht fliehen, genauso wenig, wie du vor dir selbst fliehen kannst. Bist du es leid in Versuchung zu fallen und der Sünde zu unterliegen? ZIEHE IN DEN KRIEG!

III. Das Mittel für die Erfüllung der Pflicht wird bereitgestellt: der Heilige Geist: „Durch den Geist… „

Jetzt kommen wir zu der wahren Waffe. Wir kämpfen nicht mit unserer Kraft, sondern mit der größten und mächtigsten Kraftquelle des Universums – dem Heiligen Geist, keine nebulöse Energie, sondern die dritte Person des dreieinigen Gottes höchstpersönlich. Gleich zu Beginn müssen wir verstehen, dass jede eigene Anstrengung keine nachhaltige Frucht bringen kann und gegen die Sünde ineffizient ist. Ich liebe die Tugendlehre und mir imponieren die römischen Stoiker. Dennoch fiel ich umso härter, je mehr ich versuchte, aus eigener Macht mit aller Anstrengung und meiner Willenskraft stark zu sein. Gut, dass wir diesen Weg gar nicht erst betreten müssen, da wir bereits ausgerüstet sind:

„Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft.“ (2. Petrus 1,3)

Alles was wir benötigen, um heilig zu leben, hat uns Jesu göttliche Kraft geschenkt! Der Heilige Geist, der die Kraft ist, wohnt in uns. Er will durch uns Wirken und durch ihn können wir siegreich sein. Der Kampf gegen die Sünde besteht nicht aus Prinzipien und Methoden, sondern aus einer Gemeinschaft mit Gott! Die Nachfolge Jesu wird im Neuen Testament häufig mit wandeln beschrieben – dem Lebenswandel. Deshalb schreibt Paulus in Bezug auf den Heiligen Geist:

Wandelt im Geist, so werdet ihr das Begehren des Fleisches nicht erfüllen!“ (Gal 5,16)

Der Heilige Geist ist der einzige Weg, die Sünde zu töten. Versuche keine Alternativen! Du würdest ja auch nicht mit einer Steinschleuder auf Bärenjagd gehen.

IV. Ein Versprechen wird für die Pflichterfüllung gegeben: „Du wirst leben. „

Sowohl das ewige Leben als auch die Stärke, die Kraft und der Komfort unseres jetzigen geistlichen Lebens hängen davon ab, dass die Taten des Leibes getötet werden. Das Versprechen, das uns zugesagt wird, ist „du sollst leben“. Das Leben, das versprochen wird bedeutet geistliches Leben in Christus heute. Das heißt, wir bekommen nicht nur das ewige Leben, das wir aufgrund des vollendeten Werkes Christi bereits vollständig haben, sondern auch die gegenwärtige Freude, den Trost und die Kraft, die von Jesus ausgeht.

Dieser Zuspruch ist der völlige Kontrast zu der vorangehenden Warnung, dass wir sterben werden, wenn wir nach dem Fleisch leben. Ich habe es sehr deutlich erlebt, wie Sünde Freude und Frieden raubt und die Beziehung zu Gott zerstört. Es fühlt sich an, als würde einem der Lebenssaft ausgesaugt werden. Man wird von Licht in einen düsteren Zustand geworfen. David teilt uns seine Erfahrung mit:

„Denn meine Sünden gehen über mein Haupt; wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer geworden. Denn meine Lenden sind ganz verdorrt; es ist nichts Gesundes an meinem Leibe. Ich bin matt geworden und ganz zerschlagen; ich schreie vor Unruhe meines Herzens.“ (Psalm 38, 5. 8-9)

Wir dürfen die Gnade Gottes feiern, die uns die Sünden vergibt und uns allein durch Glauben rettet [bei dem ganzen Thema geht es nicht um Werksgerechtigkeit!]. Aber die Realität bleibt bestehen, dass der uns aufgetragene Kampf eine Sache von Leben und Tod ist. Dieses Spannungsfeld darf nicht in Passivität einseitig aufgelöst werden. Du bist aufgefordert, dich mit einer Kampfansage zu erheben, im vollen Bewusstsein, dass Jesus dir siegreich beistehen wird.

V. Alles daran ist eine Bedingung: „Wenn…“

Dieser Konditionalsatz macht die Gewissheit des Zusammenhangs zwischen der Handlung und dem Ergebnis deutlich. Owen betont, dass der Zusammenhang zwischen dem Töten der Taten des Körpers und dem Leben nichts von Ursache und Wirkung im eigentlichen Sinne ist. Ursache und Wirkung würde implizieren, dass unsere Handlungen das Ergebnis hervorbringen, wobei Römer 6,23 klarmacht, dass „die freie Gabe Gottes das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn ist.“ Kurz gesagt, das Hervorbringen des Lebens ist das Werk Christi, nicht unseres. Eine bessere Art, darüber nachzudenken, ist Mittel und Zweck. Gott hat diese Mittel – also das Töten der Taten des Körpers – eingesetzt, um dieses Ziel zu erreichen.

Das Heil kommt allein aus Glauben durch Gnade. Hier wird deutlich, dass das Töten der Sünde ein Beweis der Rettung ist, welcher durch die Kraft des Geistes gewährleistet wird. Ein wahrer Gläubiger wird diese Frucht in seinem Leben hervorbringen, da der „der alte Mensch mit Christus gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde und wir der Sünde hinfort nicht mehr dienen.“ (Römer 6,6).

 

Für uns bedeutet dies, dass wir uns mit aller Energie und Einsatzkraft dieser Aufgabe widmen sollten. Wir leben in totaler Abhängigkeit zu Gott und diese Abhängigkeit ist unsere Lebens- und Kraftquelle. In und durch Jesus allein können wir Frucht bringen. Weil wir alles haben, das wir brauchen, gibt es keine billigen Ausreden mehr. Setzte es jeden Tag neu auf deine To-Do Liste und zwar ganz oben bei den Prioritäten: SÜNDE TÖTEN! Mache es zu dem festen Bestandteil deines Gebetslebens, Gott um Kraft zu bitten, um Sünde zu töten und heilig zu leben. Sei dir dieses Kampfes bewusst und fliehe nicht davon, den Flucht bedeutet hier nur dem Feind den Rücken zuzukehren.

Brüder der Schlachtruf an uns lautet: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke! (Eph 6,10). Es ist Gottes Stärke und der Herr selbst, in dem wir wirklich stark sein können und bestehen werden.

Mit den Worten von William Wallace: Auf in den Kampf!

 

 


Quellenangaben

John Owen – The Mortification of Sin (Edited by Aaron M. Renn)

Dietrich Bonhoeffer – Versuchung

 

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