Überblick über vier Leitprinzipien der Freiheit, die uns dabei helfen, ein Leben in immer größerer Freiheit zu führen.
Der Wahlspruch des schottischen Wallace Clans, dessen berühmtester Vertreter der Held William Wallace war, lautete PRO LIBERTATE – für die Freiheit.
Die Bibel und auch Paulus sind voll von Passagen über die Freiheit eines Christen:
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Galater 5,1)
„Ihr aber, Brüder und Schwestern, seid zur Freiheit berufen.“ (Galater 5,13)
„Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ (2. Korinther 3,17)
„Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Johannes 8, 31-32)
„Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.“ (Johannes 8,36)
Doch was ist diese Freiheit?
Was heißt es ein Leben in der Freiheit und Gnade Jesu zu führen?
Es gibt wohl wenige, die sich diesem Thema so verschrieben haben als der Theologe Dr. Chuck R. Swindoll. Ein ganzes Buch widmete er dem Themenkomplex Gnade und Freiheit, das in jede Bibliothek gehört (Link Amazon Zeit der Gnade; https://www.amazon.de/Zeit-Gnade-Charles-R-Swindoll/dp/3894900318/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1516742179).
In einer markanten Predigt über Römer 14 teilt Chuck mit uns vier Prinzipien der Freiheit. Deren Beachtung könnte uns helfen, ein Leben in immer größerer Freiheit zu führen und diese auch anderen zu gewähren.
Los geht’s:
1. Die Basis zur Entwicklung von Freiheit und Gewährung von Gnade ist die Akzeptanz des Gegenübers
Hier geht es darum den anderen zu akzeptieren und auch schwächeren Mitgliedern des Rudels Raum zum Wachstum zu geben. So wie Whisky und Wein ihre natürlichen Reifeprozesse besitzen, so hat jeder seinen individuellen Reifeprozess, in den wir nicht rücksichtslos eingreifen dürfen. Wir wollen uns die Freiheit zugestehen einer anderen Meinung zu sein und einander dennoch zu akzeptieren.
2. Wo ich dem anderen keine Vorschriften mache, da lasse ich Gott die Freiheit, ihn selbst zu führen
Paulus schreibt in Römer 14,5:
„Jeder soll aber von seiner Auffassung überzeugt sein.“
Gibst du anderen überhaupt noch Raum zum Formen eigener Auffassungen? Durch ein Verhindern von Bevormundung erleichtern wir den Reifeprozess des anderen, denn nun können sie der Führung Gottes ungehindert folgen.
3. Indem wir andere in die Freiheit entlassen, maßen wir uns keine Autorität an, für die wir nicht qualifiziert sind
Was, ich bin nicht qualifiziert, um andere zu verurteilen?
Frage dich einmal, wie schnell du zu Schlüssen über andere Menschen kommst. Jean Paul Richter formuliert dies treffend:
„Ein Mann enthüllt seinen Charakter niemals so sehr wie bei der Beschreibung des Charakters eines anderen.“
Was ist deine Entscheidungsgrundlage? Kennst du die Wurzeln der Person, ihre Vergangenheit, alle öffentlichen und privaten Fakten, ihre Motive und alle Umstände?
Die Antwort von uns allen muss bei dieser Frage NEIN lauten. Wir können nicht objektiv sein. Wir sind nie komplett frei von Vorurteilen und können uns nicht von unserer eigenen soziokulturellen Prägung distanzieren.
Wer ist dann für diese Position qualifiziert? Gott.
Passen wir auf, dass wir uns nicht auf seinen Thron setzen, wenn wir mit anderen Menschen interagieren. Nimm dir kurz Zeit diese Worte von Jesus auf dich wirken zu lassen:
„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden und nach dem Maß, mit dem ihr messt, werdet ihr gemessen werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! – und siehe, in deinem Auge steckt ein Balken! Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen!“ (Mt. 7,1-5)
Unsere anmaßenden Beurteilungen sind unmittelbar mit der Furcht vor der Kritik verbunden, die eine lähmende und hemmende Wirkung auf den Menschen hat. Paul Tournier schreibt hierzu in seinem Buch Schuld und Gnade:
„In allen Bereichen, selbst der Kultur und Kunst, entfaltet die Beurteilung anderer Menschen einen paralysierenden Effekt. Die Angst vor Kritik tötet Spontanität und verhindert, dass sich Menschen sich selbst zeigen und frei ausdrücken, so wie sie sind. Es braucht Mut ein Bild zu malen, ein Buch zu schreiben, ein Gebäude nach neuer Architektur zu errichten oder eine unabhängige Meinung oder originelle Idee auszudrücken.“
Wir benötigen Bestätigung und Ermutigungen auf unserem Weg zu dem zu werden, der wir sein sollen. Menschen um dich herum benötigen starke Personen, die ihnen in ihrem Kampf für Freiheit beistehen. Du brauchst noch einen Grund um für die Freiheit zu kämpfen? Sei ein Befreier anderer Menschen, die in mentalen und physischen Gefängnissen sitzen – kämpfe, damit andere frei atmen können.
4. Wahre Nächstenliebe verlangt von uns, dass wir unsere Freiheit rücksichtsvoll ausüben
Hierbei handelt es sich um das Leitprinzip, nach dem jede Handlung beleuchtet werden muss. Im Zentrum steht die Liebe zum Nächsten und damit verbunden die Verherrlichung Gottes. Wir sollen nach den Entscheidungen streben, die Gerechtigkeit, Frieden und Freude untereinander fördern.
Mitunter kann es angebracht sein unter bestimmten Umständen auf den Ausdruck seiner Freiheit aus Rücksichtnahme auf Andersdenkende zeitweise zu verzichten. Aus diesem Grund sagt der Apostel Paulus zu uns:
„Zerstöre nicht um der Speise willen Gottes Werk. Es ist zwar alles rein; aber es ist nicht gut für den, der es isst mit schlechtem Gewissen. Es ist besser, du isst kein Fleisch und trinkst keinen Wein und tust nichts, woran dein Bruder Anstoß nimmt.“ (Römer 14, 20-21)
Wir müssen uns bewusst sein, dass jeder Mensch, der irgendein Maß an Freiheit ausübt, mit großer Wahrscheinlichkeit jemand anderen dadurch beleidigt. Wir können es nicht allen Menschen recht machen und müssen lernen uns damit abzufinden.
Swindoll beschreibt den Zusammenhang zwischen Freiheit und Nächstenliebe:
„Wir sind hier in einem „Aufbauunternehmen“, nicht in einem „Abrissgeschäft“. Wohlgemerkt: Gott sieht in seinen Bauplänen für sein Königreich nicht vor, dass Nebensächlichkeiten wie Unterschiede im persönlichen Stil und der eigenen Meinung uns prägen, sondern die großen Dinge wie Gerechtigkeit und Frieden und Freude.
Ein Kennzeichen von innerer Reife ist die Fähigkeit, mit persönlicher Freiheit umzugehen, ohne damit anzugeben. Wer diese Reife besitzt, kostet seine Freiheit nach Herzenslust aus, jedoch ohne Trompetenstöße und Fanfaren, sondern in der Gemeinschaft mit ähnlich Denkenden, die an dieser Freiheit keinen Anstoß nehmen.“ (Zeit der Gnade, S. 189)
Fange an diese vier Leitprinzipien in deinem Leben umzusetzen und werde auch ein Freiheitskämpfer und Verteidiger der Gerechtigkeit, ein Krieger des Lichts und ein heiliger Sohn Gottes: PRO LIBERTATE!
Quellen
Predigt von Chuck Swindoll:
Bild: sferrario1968/Gellinger/Pixabay